Steuern auf Glücksspiel in der DACH-Region: Welches Modell ist am fairsten?

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Die Steuerfrage ist im Glücksspielbereich nicht nur für die Kunden relevant, sondern vor allem für die Betreiber. Immer wieder wird unter Gesichtspunkten der Wirtschaftlichkeit darüber debattiert. In Österreich plant man die Abgabenerhöhung für landbasierte Angebote und riskiert damit die Schließung etablierter Betriebe. In Deutschland setzt man vor allem den Online-Markt mit einer Spieleinsatzsteuer unter Druck und auch in der Schweiz gibt es gelegentlich Kritik.

Österreich muss sich allerdings nicht nur steuerlich immer wieder Kritiken stellen, auch das traditionsreiche Monopolmodell steht unter Beschuss. Es stehen weitreichende Veränderungen an, da auslaufende Lizenzen und geplante Steueränderungen den Markt stark beeinflussen können.

Wie fair sind die verschiedenen Steuermodelle der DACH-Region eigentlich wirklich? Welches Modell hat die größten Vorteile aus Betreibersicht und müssen Spieler zahlen? 

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Österreichs Steuersystem immer wieder Anlass für Kritik

Glücksspiel ist ein Wirtschaftstreiber, denn die Nachfrage ist in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen. Vor allem der Onlinemarkt hat Fahrt aufgenommen, wobei er in Österreich, bedingt durch das Monopol, noch stark beschränkt ist. 

Eine Übersicht über die große Anzahl an legalen Betreibern mit Lizenz findet man bei Esportinsider, um einen Einblick in die tatsächliche Marktpräsenz zu gewinnen. Obwohl zahlreiche dieser Anbieter auch von Spielern aus Österreich genutzt werden und sogar Steuern im Land zahlen, konnte man sich noch nicht für eine Liberalisierung und Öffnung des Marktes entscheiden.

Bis heute genießen die Casinos Austria AG und die Österreichische Lotterien GmbH exklusive Konzessionen und werden vom Staat reguliert und überwacht. Die staatlichen Akteure profitieren vom geschützten Rahmen, 12 von 15 Casinokonzessionen liegen bei der Casinos Austria.

Das System bringt für den Staat jedes Jahr hohe Steuereinnahmen, die sich aus Glücksspielabgaben, Unternehmenssteuern und in einigen Fällen auch Umsatzsteuern zusammensetzen.

Erhöhungen schockten Glücksspielbetreiber 2025

Die klassische Glücksspielabgabe betrug in Österreich lange 40 Prozent der Bruttospielerträge, allerdings plant die Regierung eine Erhöhung auf 45 Prozent. Für die Casinos Austria AG ein Schock, es wurde bereits vor Schließungen der etablierten Häuser gewarnt.

Von der Steuererhöhung sind aber nicht nur Casinos betroffen, sondern auch der Wettsektor. Anders als in Deutschland gehören Sportwetten in Österreich nicht offiziell zu den Glücksspielen, wobei auch hier Änderungen gefordert werden. 

Dennoch wurden die Wettabgaben bereits zum 1. April 2025 deutlich angehoben. Statt bisher zwei Prozent müssen Betreiber nun fünf Prozent auf die Einsätze bezahlen. Die Erhöhung beträgt damit 150 Prozent und hat bei den Interessenverbänden für heftige Kritik gesorgt.

Bei Lotterien ist die Glücksspielabgabe ebenfalls angestiegen, von ehemals 16 Prozent auf jetzt 17,5 Prozent. Zusätzlich sind Lotterien von einem Verwaltungskostenbeitrag betroffen, der bei 7,5 Prozent liegt.

Starke Auswirkungen gab es aber für den Onlinebereich, da sich die Konzessions- und Glücksspielabgabe wie bei landbasierten Casinos um fünf Prozent (40 Prozent auf 45 Prozent) erhöhen wird. Erstmals gab es auch eine Steuererhöhung für Videolotterien und Lotterie-Automaten auf elf Prozent.

Aus Sicht von Kritikern stecken hinter den Änderungen rein finanzielle Motive, obwohl die Maßnahmen eigentlich als Spielerschutz verkauft werden sollen. Zu den Steuern auf Bruttoumsätze kommen immer noch Glücksspielabgabe und in einzelnen Fällen Umsatzsteuer hinzu.

Blick nach Deutschland – Kritik bei den Nachbarn ebenfalls laut

Auch in Deutschland hofft man immer wieder auf neue Steuernews, denn das Abgabensystem im Glücksspielbereich wird bei den Nachbarn ebenfalls kritisiert. Besonders im Fokus steht die teilweise fragmentierte und sogar widersprüchliche Besteuerung. Lotterien, Sportwetten, Casino- und Automatenspiele sowie Poker werden nicht identisch besteuert, was bei Kritikern für Unmut sorgt.

Während Online-Casinos und virtuelle Automatenspiele mit 5,3 Prozent auf die Einsätze besteuert werden, haben traditionelle und staatlich überwachte Lotterien ihre ganz eigenen Sätze. 2023 erzielte Deutschland mehr als zwei Milliarden Euro Einnahmen mit Glücksspielsteuern, von denen 1,77 Milliarden allein auf die Lotteriesteuern zurückfiel.

Durch die unterschiedliche Handhabung gibt es zunehmende Wettbewerbskonflikte, die Spieleinsatzsteuer im Onlinesegment wird besonders stark kritisiert. Unabhängig von einem möglichen Gewinn der Spieler, müssen Steuern auf deren Einsätze entrichtet werden. Um wirtschaftlich tragbar zu bleiben, sind Anbieter im Zugzwang. Sie setzen die Gewinnquote herab, was die Attraktivität aus Spielersicht schmälert. In den klassischen und landbasierten Spielbanken gelten wiederum andere Regeln.

Es wird von einer strukturellen Benachteiligung legaler Online-Anbieter gesprochen und davon, dass der Graumarkt bedingt durch das Steuermodell zusätzlich gefördert werden.

Das Schweizer Modell gilt vielerorts als Vorbild

Schweizer Glücksspielangebote fallen auf eine kleine Gruppe von Anbietern zurück, im Land geht man mit Netzsperren gegen Graumarktangebote vor. Auch hier haben konzessionierte Casinobetreiber klare steuerliche Pflichten, die im Bundesgesetz über Geldspiele geregelt sind.

Schweizer Casinos und Online-Spielbanken müssen eine Glücksspielabgabe entrichten, die anhand des Bruttospielertrags berechnet wird. Das ist, anders als in Deutschland, die fairere Lösung, da von den Einsätzen die ausgeschütteten Gewinne abgezogen werden.

Bis zu einem Bruttospielertrag von drei Millionen CHF liegt die reguläre Abgabe im Onlinebereich bei 20 Prozent. Bei höheren Erträgen steigt die Bemessung progressiv an und kann, je nach tatsächlichem Umsatz, bei bis zu 40 Prozent liegen.

Auf hohe Einzelgewinne in Lotterien oder Casinos müssen weiterhin 35 Prozent Verrechnungssteuer gezahlt werden. Entscheidend ist, dass die Freibetragsgrenze von einer Million CHF überschritten wurde.

Mit der Einführung des Geldspielgesetzes 2019 unterliegen auch Sportwettenanbieter einer klaren Abgabepflicht. Sie zahlen auf ihre Bruttogewinne, ein Großteil der geleisteten Steuerzahlungen kommt direkt dem Gemeinwohl zugute. In der Schweiz wird stark darauf geachtet, dass Schwarzmarktangebote die Steuerlast nicht umgehen können. Damit gilt das Land als Vorbild, denn auch in Deutschland wird aktuell über die Einführung von Netzsperren debattiert.

Für Spieler sind Glücksspielgewinne in der DACH-Region weitgehend steuerfrei

Wo die Anbieter ächzen, trifft es die Spieler nur indirekt. In Deutschland sind alle Gewinne aus staatlich zugelassenen Glücksspielen nicht steuerpflichtig. Einzige Ausnahme ist das gewerbliche Glücksspiel, das bei strategisch cleveren Pokerspielern gern vermutet wird. Dient Poker als Einnahmequelle, müssen die Verdienste als Einkommen versteuert werden.

In Österreich bleiben Glücksspielgewinne ebenfalls unabhängig von der Höhe steuerfrei, die Last liegt bei den Betreibern. Die Ausschüttungsquoten können aber auch hier indirekt spürbar sein.

In der Schweiz sind Gewinne nur bis zu einer Grenze von einer Million Schweizer Franken steuerfrei. Alles darüber hinaus wird mit einer Verrechnungssteuer von 35 Prozent belegt. Entrichtet wird diese in der Regel durch den Betreiber, sodass beim Spieler nur der Netto-Gewinn anfällt und rückwirkend nicht mehr versteuert werden muss. 

Haftungsausschluss

Da sich Steuerinformationen täglich ändern können,  garantieren und haften wir ausdrücklich nicht – obwohl sorgfältig recherchiert – für den korrekten Inhalt, gültigen Steuerinformationen und möglichen Folgen einer evenutellen Fehl-Information unsererseits. Auch haften wir nicht für die Informationen von verlinkten externen Quellen.

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